Regionalliga Nord – 3. Spieltag

Advent, Advent,

wie schnell die Zeit verrennt.

Erst die Eins, und dann die Zwei…

und jetzt schreit es: „Runde 3!“

Auch wenn es schon etwas her ist – getreu nach meinem Motto: „Besser spät als nie.“ -, folgt nun endlich nachträglich der Spielbericht der 3. Runde gegen TSG Neuruppin II. Mit meinen anfänglichen Worten lässt sich schlussfolgern, dass unser Spieltag an einem Adventssonntag, genauer gesagt am 04.12.2016, stattfand.

Voller Freude kann ich dieses Mal als Mannschaftsleiter sagen, dass wir im Gegensatz zu den ersten beiden Spieltagen sehr stark besetzt waren, wie es sich anhand den zustande gekommenen Begegnungen zeigt (Hinweis: Der jeweils Erstgenannte spielte mit Weiß. Die aufgeführten DWZ-Zahlen sind zu dem Zeitpunkt des Wettkampfes auf den neusten Stand aktualisiert worden):

Brett 1: Helge Biemann (1967)                –   Volkmar Weiß (1948)

Brett 2: Felix Teichert (1903)                  –   Donald Schuckar (1843)

Brett 3: Richard Wagner (1627)               –   Dietmar Rehder (1591)

Brett 4: Christopher Luthardt (1530)   –   Nico Nobilis (1808)

Brett 5: Sabine Wendorf (1648)               –   Uwe Nemitz (1395)

Brett 6: Sven Huhndt (1500)                  –   Waldemar Halle (1483)

Brett 7: Bastian Woidt (1062)                  –   Justin Schröder (1583)

Brett 8: Nils Kullak (1502)                      –   Virginia-Atlanta Pietsch (904)

Mit einer Durchschnitts-DWZ von 1619 waren wir hierbei Neuruppin (Durchschnitts-DWZ: 1543) definitiv überlegen gewesen. Ein Mannschaftssieg war also laut den Zahlen machbar, zumal hatten wir auch eine Niederlage aus der vorherigen Saison gutzumachen. Die Zahlen versprachen uns demnach, dass dieser Spieltag durchaus spannend wird. Nun aber genug von der Theorie, schreiten wir zur Tat und tauchen ein in die Welt des königlichen Spiels:

Felix spielte e4 und sein Gegner, Donald Schuckar, antwortete mit der Pirc-Verteidigung. Felix vergaß die Theorie von der Variante und schnell landete man in einer Nebenvariante, die durch ein paar mehrfache Figurenzüge mit der gleichen Figur von Weiß und Schwarz wieder in einer angenehmen Theorievariante des 3-Bauernangriffs mit f4 für Weiß endete. Nach nur 12 Zügen hatte Felix eine sehr gute Stellung, da Schwarz einen Gegenangriff verpasste und seine Figuren deshalb ein wenig passiv hingestellt hatte. Felix zögerte nicht lange und rochierte zum Damenflügel. Bei unterschiedlichen Rochaden wird ja meistens ein Bauernsturm auf den gegnerischen König gespielt, was er dann auch tat. Sein Gegner tat dies natürlich auch, aber war nicht so schnell wegen seinen passiven Figuren. Im Zug 16 hatte Felix eine sehr angenehme Stellung und opferte einen Zentrumsbauern, um die Stellung zu öffnen. Dieses Opfer war aus Enginesicht nicht ganz korrekt, doch menschlich gesehen war es sehr schwer zu widerlegen, was Schwarz auch nicht schaffte. Nach ein paar weiteren riskanten Zügen von Felix, stand Schwarz leicht besser, aber nach ein paar Counterangriffen und aufgrund von ein paar ungenauen Zügen von seinem Gegner hatte Felix schnell wieder alles unter Kontrolle. Mit einem weiteren starken Gegenangriff und einem temporären Springeropfer stand dann Felix wieder auf Gewinn. Jedoch hatten beide nur noch wenig Zeit  –  für die letzten dreizehn Züge standen noch weniger als 10 Minuten zur Verfügung…

Christopher bekam die Ehre, sich mit der sizilianischen Eröffnung auseinanderzusetzen. Durch das Vorrücken des Bauers auf e5 von Christopher bekam Schwarz starkes Spiel mit seinen Läufern, da das Zentrum offen war. Weiterhin fing Schwarz an, einen Mattangriff zu starten. Christopher gelang es aber, eine Gegendrohung aufzubauen, was letztendlich zum Damentausch führte. Leider drohten weiterhin weiße Figuren verloren zu gehen, jedoch schaffte es Christopher immer wieder Gegendrohungen aufzustellen und seine in der Luft hängenden Figuren fast zu retten. Im 27. Zug folgte dann ein Blackout und Christopher verlor durch zu schnelles Ziehen eine Figur, sodass er aufgab.

Sven entschied sich bei seinem Eröffnungszug für e4, worauf sein Gegner mit c5 antwortete – ebenso Sizilianisch. Diese Eröffnung wird sehr oft gegen e4 gespielt und ist sehr variantenreich. Um der Variantenvielfalt zu entgehen wählte Sven mit seinem 2. Zug c3 die geschlossenen Variante und ging damit einem komplizierten Spiel aus dem Weg. Im 10. Zug tauschte Sven die Damen mit Dd1 x Dd8, weshalb Schwarz dann mit dem König schlagen musste und aufgrund dessen nicht mehr rochieren konnte. Nachdem auch die Türme getauscht wurden, ging es schon mit jeweils drei Figuren und sechs Bauern ins Endspiel. Um seinen König aktiver zu positionieren, tauschte Sven seinen Läufer gegen einen Springer. Nachdem weitere Figuren das Feld verließen, musste Sven mit seinem Springer gegen den weißfeldrigen Läufer von Schwarz ankämpfen. Er stellte seine Bauern so hin das Schwarz nicht mit dem Läufer heran kam und danach versuchte er selbst noch einen Bauern zu gewinnen. Aber nachdem auch die letzten beiden Figuren getauscht wurden, trennten sich beide Remis.

Uwe schlug sich unterdessen mit der englischen Eröffnung rum. Bestimmt hätte er gerne den wilden Franzosen aus den Sack gelassen, aber leider kann man es sich nicht aussuchen. Beide bauten sich vorerst ruhig und solide auf, wie es beim Engländer geläufig ist. Uwe gelang es, mit einer Fesselung der Dame sehr viel Druck aufzubauen. Diese konnte seine Gegnerin allerdings gut auflösen. Leider war sich Uwe zu sicher und spielte nach Abtausch der Damen falsch weiter und lief in einen starken Gegenangriff. Am Ende konnte es Uwe leider nicht mehr halten. Nach 30 Zügen gab er auf – ein sicheres Remis war verschenkt. 🙁

Zwischenstand: ½ : 2 ½.

Bei Dietmar wurde auch Sizilianisch gespielt. Weiß nahm beim d6-Lb5-Ld7 – Aufbau von Schwarz den Springer auf c6 heraus. Schwarz entschied sich für ein starkes Bauernzentrum. Im 10. Zug absolvierte man die Rochade. Weiß öffnete die f-Linie und unterband einen Angriff am Königsflügel. Schwarz rückte zeitweilig seine Bauern im Zentrum ein wenig vor, welches allerdings im 22. Zug von Weiß gesprengt wurde. Im 26. Zug bot Schwarz Remis an, was Weiß annahm. Die Aussichten für Schwarz waren zweischneidig. Beide Parteien besaßen jeweils noch viele Bauern, einen schwarzfeldrigen Läufer und einen Turm.

Auch Justins Gegner holte den Engländer aus der Tasche. Seine Partie war mit einer Achterbahnfahrt gleichzusetzen. Zuerst gewann er einen Bauern, welchen er wenig später wieder hergab. Dann stand er auf einmal sogar schlechter und musste verteidigen, bis er eine Chance sah und diese auch ergriff. Daraufhin war Justin im Vorteil, doch es sollte einfach nicht sein Tag sein. Das, was Justin mehr hatte, gab er seinem Gegner wieder zurück, sodass er nun wieder schlechter stand. Am Ende sicherte Justin der Mannschaft wenigstens noch einen halben Punkt. Ein Glück, dass es nicht noch schlimmer kam.

1 ½ : 3 ½ – ein Punkt fehlte Neuruppin nun noch zum Mannschaftssieg.

Einen weiteren Sizilianer – besser gesagt, den Vierten – durfte man bei Nils bestaunen. Im Mittelspiel verpasste er seiner Gegnerin, welche mit den schwarzen Steinen zu spielen hatte, einen Doppelisolanie. Dadurch war dann keine Rochade mehr möglich. Schwarz stand bis in den 19. Zug wie „festgefroren“. Im Endspiel spekulierte Nils hauptsächlich auf Fehler seiner Gegnerin, um diese dann auszunutzen. Dazu gehörten Td6 und h6 von Schwarz anstatt Ke7!, welcher den Abtausch der Figuren  so mehr hinausgezögert hätte. Damit konnte Nils die schlechtere Stellung von Schwarz gezielt ausnutzen und zum vollen Punkt verwerten. Es lässt sich festhalten, dass sich das Spiel durch gegnerische Fehler entschieden hat.

Zurück zu Felix: Bei ihm wurde es immer knapper…nur noch 4 Minuten für 10 Züge. Felix mal in Zeitnot zu erleben ist eine Seltenheit. Er spielte blitzschnell…nur noch eine Minute für 3 Züge. Glücklicherweise hat Felix aber nichts mehr anbrennen lassen und konsequent sichere Züge gemacht, einschließlich Zug 39, wo Felix noch 30 Sekunden hatte. An dieser Stelle gab sein Gegner  fairerweise auf, da jegliches Gegenspiel verhindert wurde und nichts mehr für ihn zu holen war. Insgesamt war es eine sehr spannende Partie mit vielen Angriffsmotiven und Taktiken.

Nunn stand es 3 ½ : 3 ½ – der Ausgleich war da und alles wieder offen!

Fehlt nur noch Volkmar – er kämpfte am Längsten. Während Volkmar die französische Eröffnung regelrecht runtergeblitzt hat, überlegte sein Gegner an der einen oder anderen Stelle etwas mehr. Jedoch spielte man exakt nach Theorie die Vorstoßvariante und es kam hier eine Stellung aufs Brett, wie man sie auch häufig auf Großmeisterniveau sieht: Die weißen Bauern wurden auf a3, b2, c3, d4 und e5 gestellt, die schwarzen Bauern auf e6, d5, c4. Ziel für Schwarz ist es hier, das schwache Feld b3 in der weißen Stellung zu besetzen. Mit zeitlichem Vorteil ging unser Volkmar aus der Eröffnung heraus. Nach ein paar Figurentäusche ging es allmählich ins Endspiel. Hierbei sah es ziemlich nach Remis aus. Volkmar hielt die Stellung und versuchte, seinen Gegner nicht bei sich reinkommen zu lassen. Doch leider gelang es ihm letztendlich, in seine Stellung einzudringen. Der Verlust konnte nun nicht mehr verhindert werden. 🙁

Endstand: 3 ½ – 4 ½. Es ist definitiv Schade, dass wir ganz knapp verloren haben, wobei wir wirklich stärker aufgestellt waren. Leider hat sich wieder gezeigt, dass es in der Praxis oftmals ganz anders aussieht, wie es laut der Theorie eigentlich sein sollte. Dennoch hat die Mannschaft wie immer stark gespielt – es fehlt nur noch ein kleines Kännchen Glück zum großen Erfolg.

Mein Dank geht an alle acht Spieler und an Dieter, der sich wieder um das Spielmaterial und um den Schlüssel für den Jugendclub gekümmert hat!

Wir befinden uns weiterhin mit einem Mannschaftspunkt auf dem neunten Tabellenplatz. Am nächsten Spieltag am 15.01.2017 wollen wir diesen zumindest gegen den zehntplatzierten Rüdersdorf II behaupten und das Feld langsam aber sicher von hinten aufräumen.

Da nun das Weihnachtsfest schon vorbei ist, wünsche ich allen Mitgliedern der Leegebrucher Schachfreunde sowie ihren Familien einen guten Start in das Jahr 2017, welches uns hoffentlich viel Glück, Gesundheit und schachliche Erfolge bescheren wird! Wir sehen uns dann im neuen Jahr, bis dahin alles erdenklich Gute!

 

Nikolas Nimptsch

Spaß am Schach in Leegebruch

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