Regionalliga Nord – 8. Spieltag

Ein Wort mit X – das war wohl nix! Und wird es wahrscheinlich auch nicht mehr werden. Diese Saison läuft nicht so, wie wir sie uns vorgestellt haben. Am 23.04.2017 kam es bei uns zuhause zum sogenannten Kellerduell. Wir – die zu dem Zeitpunkt noch Vorletzten unserer Liga – durften gegen die Schachfreunde aus Zehdenick ran, welche sich einen Platz hinter uns – genauer gesagt auf dem letzten Platz – befanden. Der Moment der Wahrheit: Wer kommt dem Titel „Erster…von hinten!“ ein bedeutendes Stück näher? Hier kommt nun die Antwort!

Am Abend vor dem Spieltag mussten wir leider wie schon einige Male in dieser Saison gleich zwei krankheitsbedingte Ausfälle hinnehmen. Zwei Ersatzspieler mussten demnach ran. Ich selber konnte auch nicht als Ersatzspieler aushelfen, da ich ebenso gesundheitlich angeschlagen war und deswegen lieber die Rolle des Schiedsrichters einnahm. Nichtsdestotrotz hatten wir trotzdem acht Spieler parat, welche das Kellerduell bestreiten durften (Hinweis: Der jeweils Erstgenannte spielte mit Weiß. Die aufgeführten DWZ-Zahlen sind zu dem Zeitpunkt des Wettkampfes auf den neusten Stand aktualisiert worden):

Brett 1: Fred Nagorsnik (1705)          –   Volkmar Weiß (1948)

Brett 2: Felix Teichert (1925)           –   Torsten Mielke (1653)

Brett 3: Majan Franke (1569)            –   Christopher Luthardt (1546)

Brett 4: Uwe Nemitz (1395)             –   Christoph Giering (1503)

Brett 5: Werner Steinleger (1388)    –   Jan-Luca Dauwe (1084)

Brett 6: Jannis Hajda (0)                   –   Jörg Kietzmann (1368)

Brett 7: Guido Giering (1308)            –   Tobias Kretzschmar (1179)

Brett 8: Dieter Hellmich (1249)       –   Willi Seifert (1151)

An den Spitzenbrettern waren wir überlegen gewesen. Hinten mussten wir definitiv um die Punkte kämpfen!

Nach einer Stunde endete bereits die erste Partie – leider mit einem Verlust für uns. 🙁 Tobias bekam schon nach einem Bauernverlust im frühen Mittelspiel leichte Probleme, seine Figuren gut miteinander zu koordinieren. Dazu übersah er dann noch einen Abzug (welcher eine ganze Figur verlor) und sein Gegner strebte daraufhin mittels Figurentäusche eine schnelle Abwicklung in ein besseres Endspiel an.  Ein Weiterspielen der Partie hatte keinen Sinn mehr gemacht und Tobias gab auf.

Etwa 45 Minuten später folgte die zweite Entscheidung. Jannis spielte die Eröffnung recht zügig, aktivierte seine Türme allerdings nicht optimal. Jedoch hatte das keinen Einfluss auf das weitere Geschehen der Partie. Durch eine wunderschöne kleine Taktik gewann er sogar einen Bauern am Anfang des Mittelspiels. An dieser Stelle stand er schon gegen seinen wertzahlstärkeren Gegner klar besser.  Leider stellte er unglücklicherweise kurze Zeit später einzügig seinen Läufer ein. Das erzwungene Tauschen der Türme führte ebenso wie schon bei Tobias in ein schlechteres Endspiel. Am Ende lief Jannis noch in ein einzügiges Matt hinein, was direkt die zweite Niederlage besiegelte. Dennoch hat er gezeigt, dass er stärkeren Gegnern durchaus die Stirn bieten kann.

Felix zeigte – mal wieder – was in ihm steckt. Schon alleine der Aufbau war eine Klasse für sich und mit einem Doppelfianchetto perfekt gespielt. Das Spiel gestaltete Felix von Beginn an kompliziert. So kam er nach einer Vielzahl von Abwicklungen und zu berechnende Varianten im Endeffekt mit einem Qualitätsgewinn raus. Er spielte weiter konsequent und verdoppelte direkt die Türme auf der e-Linie. Den Druck hielt er aufrecht und räumte nach und nach die gegnerischen Bauern am Damenflügel ab. Felix schaffte es, den Figurenabtausch zu erzwingen. Das Endspiel war eindeutig gewonnen, sodass sein Gegner eine halbe Stunde später nach dem Partieende von Jannis die Hand reichte.

Zwischenstand: 1-2 für Zehdenick. Fünf Partien liefen noch.

Abermals eine halbe Stunde später endete dann die Partie von unserem Uwe. Er baute sich von Anfang an nicht optimal auf, was ihm dann im späteren Verlauf zum Verhängnis wurde. Schon früh attackierte Schwarz das Zentrum. Bei Weiß fehlte allerdings c4, welcher normalerweise beim Kampf im Zentrum unterstützen sollte. Der c-Bauer wurde aber vom Springer auf c3 blockiert, sodass Schwarz nach der Eröffnung eine leicht bessere Stellung für sich verbuchen konnte. Im Mittelspiel verlor Uwe dann eine Figur. Schwarz baute immer mehr Druck auf. Uwe musste sich nur verteidigen und versuchte seinen Gegner nicht in seine Stellung eindringen zu lassen, was ihm letztendlich aber nicht gelang. Auch Uwe sah der Niederlage ins Auge…

Im Vordergrund zusehen: Die Bretter 6-8

Christopher spielte eine gute Partie. Er versuchte sein Spiel am Königsflügel, Weiß hielt im Zentrum dagegen und besaß auch mit der Zeit etwas mehr an Raum. Die e- und f-Linie öffneten sich und beide Spieler besetzten diese mit ihren Türmen. Beim Vorbeigehen erschien es mir mit den noch vorhandenen Leichtfiguren sowie der sich ebenso dort aufhaltenden Damen und Könige sehr taktikreich. Eine hatte ich auch schnell gefunden für Christopher, nur leider gab es doch noch etwas in der weißen Stellung was nicht ganz passte. Nach einem Abtausch von einem Großteil der Figuren ging es mit jeweils einer Dame und einem Turm ins Endspiel. Weiß tauschte die restlichen Schwerfiguren und spielte auf Remis, da Zehdenick zu dem Zeitpunkt führte. Im 35. Zug und nach drei gespielten Stunden einigte man sich letztendlich auch auf Remis, da das Bauernendspiel ausgeglichen war.

Auch Jan-Luca baute sich wie Felix super auf – lediglich die Positionierung seiner Schwerfiguren war etwas mit Arbeit verbunden. Weiß besaß nach der Eröffnung etwas mehr Raum am Damenflügel, wo auch dann ein Angriff erfolgte. Jan-Luca lag zwar zeitlich hinten, machte aber dafür ein solides Stellungsspiel. Nach 23 Zügen hatte Jan noch 30 Minuten für die letzten 17 Züge bis zur Zeitkontrolle übrig, sein Gegner hingegen ganze 1 ½ Stunden. Mögliche Zeitprobleme waren hierbei definitiv nicht auszuschließen. Einige Leichtfiguren wurden getauscht und Schwarz stand kompakt auf den Reihen 6-8 bei sich hinten drin. Die 40 Züge schaffte Jan-Luca zum Glück souverän. Unterdessen besetzte er die offenen Linien und stand sogar leicht besser. Auch hier endete die Partie mit ausgeglichener Stellung aufgrund von Zeitnot (Jan-Luca hatte nur noch 20 Minuten für den Rest übrig) in etwa zeitgleich mit Christopher Remis. Super Leistung Jan, Glückwunsch!

Nun stand es 2-4 für Zehdenick. Gewinnen konnten wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Unsere Hoffnungen auf ein Unentschieden bestanden aber noch.

Bei Dieter konnte man ziemliche Action auf dem Brett verzeichnen. Ausschlaggebend dafür waren die unterschiedlichen Rochaden. Da Dieter lang rochiert hatte kam am Damenflügel ein Bauernsturm auf ihn zu, welchen er aber durch Schließung der Stellung erfolgreich abwehren konnte. Als dort alles vollständig zubaut wurde, setzte Dieter nun seine eigenen Bauern am Königsflügel in Bewegung. Er besaß auch ganz klar die Initiative, da Schwarz am Damenflügel nichts mehr machen konnte und nur auf ihn reagierte. Fast alle Figuren waren noch auf dem Brett unterwegs. Schwarz versuchte, den Königsflügel geschlossen zu halten. Dieter hingegen opferte sogar eine Figur, um die Stellung zu öffnen. Als Kompensation dafür konnte er drei Bauern vom Gegner einsammeln. Weiß stand hier auf jeden Fall auf Gewinn, da er weiterhin Druck auf den gegnerischen König ausübte. Jedoch stellte Dieter leider seinen Turm in eine Läuferdiagonale, welcher einzügig verloren ging. 🙁 Es erfolgte die sofortige Aufgabe…

Volkmar hat sich seine Partie bestimmt auch etwas anders vorgestellt. Zwar besaß er eine halbe Stunde mehr, war aber leicht in Entwicklungsrückstand. Er versuchte sich einen Springervorposten auf d4 zu verschaffen. Nach Abtausch der meisten Figuren verlor Volkmar einen Bauern und besaß dazu noch eine schlechtere Bauernstruktur. Sein Gegner verschaffte ihm nämlich sowohl einen Doppelbauer auf der b-Linie als auch einen auf der g-Linie, welche dazu noch im späteren Verlauf der Partie isoliert wurden. Das Endspiel bestand aus gleichfarbigen Läufern und jeweils einen Turm. Volkmar kämpfte trotz ungünstiger Stellung, konnte aber dann am Ende einen Figurenverlust nicht mehr abwenden, weil ansonsten ein gegnerischer Bauer durchgekommen wäre. Er gab nach 3 ½ Stunden und zähem Endspiel letztendlich auf.

Jeder, der sich halbwegs gut mit Zahlen auskennt und etwas rechnen kann, sollte nun auf den Endstand von 2-6 kommen. Das Ergebnis ist demnach das Gleiche wie in fast allen Runden zuvor auch…

Ja, wir – die Leegebrucher Schachfreunde – sind nun diejenige Mannschaft, die sich in der Tabelle auf dem ersten Platz befindet. Wie man diese Aussage deuten möchte liegt alles im Auge des Betrachters, weshalb sich jeder selbst seinen Teil zu denken kann. Aus diesem Grund möchte ich da auch jetzt nicht näher drauf eingehen – soviel jedenfalls zur gestellten Frage am Anfang des Berichts.

Ich danke wie immer allen angetretenen Spielern für ihre Bereitschaft und Dieter für die Besorgung des Spielmaterials! Am 07.05.17 geht es dann für uns nach Nauen zum letzten Auswärtsspiel in dieser Saison.

 

Nikolas Nimptsch

Spaß am Schach in Leegebruch

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