Leegebrucher Schachticker – Märzausgabe 1: 01.03.2020
Werte Schachfreunde, wir haben heute eine ganz besondere Ausgabe! Ganze drei Spieltage vor Schluss steht fest, dass die 1. Mannschaft der Leegebrucher Schachfreunde uneinholbar ist! Es ist mir eine Ehre, mit dem Mannschaftsleiter des diesjährigen Staffelsiegers der Regionalliga Ost zu sprechen. Nikolas, meinen Glückwunsch!!!
Danke, danke.
Und, schon die Sektflasche geöffnet?
Nein, noch nicht. [lacht]
Aber schon kaltgestellt, oder?
Tatsächlich auch noch nicht. Ich denke aber, jeder wird den heutigen Tag auf seine eigene Weise feiern. Die große „Feier“ findet dann zu einem späteren Zeitpunkt statt.
Zurecht! Wie ich sehe, habt ihr ja nicht eine einzige Partie verloren. Euer 2 ½ – 5 ½ -Auswärtserfolg war ja echt eine rundum solide Sache.
Das finde ich auch. Die Team-Leistung war spitze.
Wenn man eure Brettbesetzung mit der eurer Gegner vergleicht, seid ihr aber auch eindeutig als Favoriten ins Rennen gegangen.
Ja, das war auch unsere stärkste Aufstellung von allen. Der Ehrgeiz war da, unsere bisher starke Saison mit dem vorzeitigen Staffelsieg zu krönen. Selbst von Volkmar und Henning habe ich schon über eine Woche vor dem Spiel die Zusage erhalten. Generell ist die Spielbereitschaft hoch gewesen; bei dem Spiel um den Aufstieg wollten alle dabei sein. Ich danke da allen auch wirklich sehr – auch denen, die diesmal nicht in der 1. Mannschaft zum Einsatz kamen.
War es wieder der übliche Hergang wie bei den Spielen gegen den ESV Eberswalde III und den SC Oberkrämer? Du weißt schon, was ich meine: Erstmal mit 4 – 0 in Führung gehen, den Mannschaftssieg sichern und diesen dann noch nach oben hin ausbauen?
Fast. Nach meinem ersten Rundgang sah ich, dass Nadin auf Gewinn stand. Ich setzte mich wieder und spielte erstmal noch etwas weiter. Als ich dann bei meinem zweiten Rundgang zu Gesicht bekam, dass Marie gerade im Inbegriff war, ihren Gegner mattzusetzen, überlegte ich nicht lange und gab aus taktischen Gründen ein Remis-Angebot ab, welches nach einer kurzen Besprechung mit der Trainerin angenommen wurde.
Wenn ich aber sehe, dass es bei den Brettern meiner Mannschaftskameraden nicht gut aussieht, würde ich doch weiterspielen.
Das fand ich auch seltsam, aber mein Gegner meinte nach der Partie zu mir, dass er mit dem halben Punkt zufrieden war, da er kaum etwas machen konnte. Nachdem ich mit Weiß im Zentrum Raum gewonnen und dieses gleichzeitig geschlossen habe, wollte er am Damenflügel vorstoßen; da habe ich jedoch auch dicht gemacht und seinen Plan vereitelt. Kurz darauf übernahm ich dann selber am Königsflügel die Initiative, sodass ihm nur noch die Möglichkeit blieb, Abwartezüge zu machen. Mit jedem weiteren Zug hätte ich meine Stellung Stück für Stück verbessert; allerdings wäre es bis zum vollen Punkt noch viel Arbeit gewesen. Das Remis ging vollkommen in Ordnung.
Nun sag mal, wie Nadin so schnell eine Gewinnstellung aufs Brett bekam.
Wie ich mitbekommen habe, hat sie zwei Figuren für einen Turm gewonnen. Als das restliche Material getauscht wurde, verblieb Nadin sogar mit Mehrfigur. Irgendwo muss ihr Gegenüber also nochmal einen Fehler gemacht haben; das habe ich aber leider nicht gesehen. Das entstandene Endspiel führte sie dann zügig zum Sieg. Soll ich gleich noch was zu Maries Partie sagen?
Ich bitte darum.
Nun, in der Eröffnung glich Marie mit Schwarz direkt aus, indem sie das Zentrum mehr in Besitz nahm. Dort griff sie auch weiter an; ebenso am Königsflügel. Ihr Gegner übersah dann ein taktisches Motiv, wo Marie mit einem Zwischenschach einen ganzen Turm gewann. Unmittelbar darauf setzte sie dann den am Königsflügel etwas alleinstehenden König matt.
Das sah ja schon richtig gut aus!
Das sah sogar etwas später noch viel besser aus! Henning konnte nach solider Eröffnung mit der Zeit immer mehr an Raum im Zentrum für sich beanspruchen. Nachdem er in die schwarze Stellung eindrang, gewann auch er wie schon Nadin zwei Leichtfiguren für einen Turm. Infolge einer Fesselung folgte kurz darauf der Gewinn einer weiteren Leichtfigur; seinem Gegner gab er dieses Mal aber im Gegenzug nichts. Als Henning dann noch die Qualität gewann, gab sich Schwarz geschlagen.
½ – 3 ½ für euch…das ist ja wieder mal eine Demonstration von eurer Seite gewesen!
Sehe ich auch so. Wir standen kurz vor einer Sensation; lediglich ein Punkt fehlte noch.
Die restlichen vier noch laufenden Partien gingen bestimmt noch etwas länger.
Es hat nun tatsächlich etwas gedauert, ehe das nächste Ergebnis feststand. Volkmar bekam zum Ende des Mittelspiel hin ein Remis-Angebot, welches vorerst ausgeschlagen wurde. Im Endspiel tauschte man dann einen Großteil der restlichen Figuren sowie die Bauern am Damenflügel. Die Stellung gab nicht viel her; es war die ganze Zeit ausgeglichen gewesen. Die Punkteteilung war dann die logische Konsequenz. Als wir dann die vier Brettpunkte zusammen hatten, gab Franks Gegner auf einmal ganz überraschend ein Remis-Angebot ab, obwohl er eine Qualität mehr hatte. Jedoch positionierte Frank seinen Läufer so, dass er in etwa genauso viel wert wie ein Turm war, da er viele wichtige Felder abdeckte. Dennoch hat Frank da überhaupt nicht lange gezögert und ins Remis eingewilligt. Ich stand unmittelbar neben ihm und habe da auch sofort gesagt: „Annehmen, annehmen, annehmen!“ Sein halber Punkt hat uns das Tor zur Landesklasse geöffnet.
Das kann ich mir richtig gut vorstellen. Ich denke, dass wohl jeder so gehandelt hätte.
Definitiv. Wäre ich an Franks Stelle gewesen, hätte ich auch ohne zu zögern angenommen. Man hat schließlich nicht jedes Jahr die Möglichkeit, aufzusteigen.
Hauke und Felix konnten dann noch in Ruhe ihre Partien zu Ende spielen, da der Wettkampf ja eh schon entschieden war.
Genau das taten sie auch. Beiden wurde mit der Zeit auch Remis geboten, welches sie ablehnten. Allerdings muss ich da auch sagen, dass ihre Stellungen komplett ausgeglichen waren; da gab es nicht wirklich was zu holen. Hauke hatte ein ausgeglichenes Springer-Endspiel mit gleicher Bauernanzahl auf dem Brett und Felix ein in meinen Augen remislastiges Turm-Endspiel. Zwischenzeitlich hatte ich etwas bedenken, dass sie ihre Partien noch überziehen und am Ende leer ausgehen. Felix spielte seine Partie sogar komplett aus. Als er und sein Gegenspieler nur noch Turm und König auf dem Brett hatten, war das Remis besiegelt. Kurz darauf einigte sich dann auch Hauke auf eine Punkteteilung.
Damit seid ihr jetzt offiziell das erste Mal in der Vereinsgeschichte in die Landesklasse aufgestiegen.
Das ist richtig. Letzte Saison haben wir ja auch schon bis zum letzten Spieltag um den Aufstieg mitgespielt; da hat es aber noch nicht ganz gereicht. Klar, man muss noch anmerken, dass die Staffel damals echt stark besetzt war und einer „zweiten Landesklasse“ gleichkam. Wir konnten uns da schon gut behaupten. Die vergangene Saison hat uns gezeigt, was für uns möglich ist. Diese Saison haben wir das nun erfolgreich unter Beweis stellen können.
Ich würde dir nun gerne die wahrscheinlich bedeutendste Frage von allen stellen.
Nur zu, raus damit.
Werdet ihr euer Aufstiegsrecht wahrnehmen?
Natürlich werden wir das. Uns ist dabei bewusst, dass wir es in der Landesklasse nicht leicht haben werden. Das wird eine große Aufgabe, die da vor uns liegt. Ich glaube aber auch, dass wir uns dort durchaus halten können. In der Landesklasse Nord, der wir höchstwahrscheinlich zugeordnet werden, gibt es Mannschaften, die wir schlagen können.
Da müssen ja Freude und Vorfreude echt groß sein, oder?
Oh ja. Ich freue mich auch wirklich sehr über diesen Erfolg. Mir hat es viel Spaß gemacht, die Punktspiele mit meinen Mannschaftskameraden zu bestreiten. Wir sind mittlerweile ein eingespieltes Team und weiter zusammengewachsen. Außerdem können wir uns gegenseitig aufeinander verlassen. Das hat vor allem der Spieltag gegen die 2. Mannschaft aus Frankfurt (Oder) gezeigt, wo wir ja anfangs mit 0 – 2 hinten lagen und dann auf einmal mit 4 – 3 führten. Ich freue mich aber auch auf das, was kommt.
Das klingt ein wenig so, als sei es heute der letzte Spieltag der Saison gewesen, obwohl immer noch zwei Spiele ausstehen.
Stimmt. Vielleicht kam das jetzt etwas sentimentaler rüber, als es eigentlich sein sollte. Aber ja, zwei Spieltage haben wir noch vor uns. Die werden wir nun ganz entspannt angehen. Ich habe da auch schon einen Plan.
Möchtest du uns darüber vielleicht noch etwas mehr verraten?
Nein, das möchte ich nicht. [grinst]
Dann nochmals Gratulation; wir sehen uns dann in zwei Wochen wieder!
Vielen Dank, bis dann!
(N. Nimptsch)
Zwischenstand nach der 7. Runde:
Platz | Mannschaft | S | R | V | Man.Pkt. | Brt.Pkt | Berl.Wrt. |
1 | Leegebrucher Schachfreunde I | 5 | 1 | 0 | 11 | 33 | 149 |
2 | Schachclub Oranienburg III | 3 | 0 | 3 | 6 | 26 | 115 |
3 | SV Preußen Frankfurt II | 2 | 2 | 2 | 6 | 24.5 | 109 |
4 | Barnimer Schachfreunde I | 3 | 0 | 3 | 6 | 24 | 114 |
5 | SV Motor Eberswalde | 3 | 0 | 3 | 6 | 22.5 | 108 |
6 | Schachclub Oberkrämer | 3 | 0 | 3 | 6 | 20.5 | 86.5 |
7 | ESV 1949 Eberswalde III | 2 | 1 | 4 | 5 | 27 | 134 |
8 | BSG Stahl Eisenhüttenstadt I | 1 | 2 | 3 | 4 | 22 | 82 |
9 | Schachclub Schwedt | 2 | 0 | 5 | 4 | 23.5 | 109.5 |