Leegebrucher Schachticker – Oktoberausgabe: 20.10.2019
Die neue Spielsaison in der Regionalliga Ost hat begonnen; ein spannendes Wettkampfjahr liegt vor uns. Bei mir ist Nikolas Nimptsch, der Mannschaftsleiter der 1. Mannschaft der Leegebrucher Schachfreunde. Nikolas, schön, dass du Zeit gefunden hast.
Die Freude ist ganz meinerseits.
Ich freue mich sehr, dass du uns nach jedem Spieltag etwas über die Geschehnisse informieren wirst und für unsere Fragen zur Verfügung stehst. Erst einmal: Gratulation zum Auftaktsieg gegen Eisenhüttenstadt!
Vielen Dank!
Mit 6 – 2 ist das Ergebnis nun nicht gerade knapp ausgefallen. War der Sieg denn zu irgendeinem Zeitpunkt gefährdet gewesen?
Keineswegs. Felix gewann als erstes; Hauke als zweites. Danach folgten Frank Wessels Punkteteilung und Hennings Sieg, sodass wir 3 ½ – ½ vorne lagen. Nadin remisierte und ich gewann in der Folge. Damit hatten wir den Mannschaftssieg sicher, wo Jan-Luca und Frank König dann auch noch mal halbe Zähler beisteuerten. Unter Umständen hätte der Sieg sogar noch höher sein können. Frank Wessel und Frank König hatten beide vorteilhaftere Stellungen auf dem Brett. Frank Wessel lief mit einem weit vorangerückten Bauern am Ende leider in ein Dauerschach und Frank König verpasste im Endspiel den Gewinnzug, sodass bei ihnen letztendlich halbe Punkte bei raussprangen. Rein theoretisch war auch ein 7 – 1 möglich.
Ärgern dich die zwei vergebenen, vollen Punkte?
Nein, da es alles in einem eine überzeugende Vorstellung war und wir unserer Favoritenrolle mehr als gerecht wurden. Es ging nicht eine einzige Partie verloren. Ich denke, das unterstreicht, dass wir eine souveräne Mannschaftsleistung gezeigt haben.
Vier Siege konnten alleine an den ersten vier Brettern eingefahren werden; das kommt auch nicht allzu oft vor.
Das ist vollkommen richtig. Ich kann mich nicht erinnern, wann das mal der Fall war.
Du hast ja eben schon erwähnt, dass Felix als erstes gewann. War das viel Arbeit für ihn?
Ich denke nicht, nein. Dadurch, dass ich ja direkt neben ihm saß, konnte ich den Verlauf seiner Partie gut verfolgen. Mit der Zeit spielte sein Gegner nicht die besten Züge, sodass Felix die Initiative bekam, Druck aufbaute und letztendlich entscheidend Material gewann.
Hauke soll ja auch Material gewonnen haben, wie ich gehört habe.
Oh ja, da konnte ich ja auch zuschauen. Ich habe nicht wirklich verstanden, was sein Gegner da anstellte. In der Eröffnung war schon der erste Bauer weg. Einen zweiten Bauernverlust wollte er vermeiden, verlor aber dafür dann die erste Figur. Danach gewann Hauke den zweiten Bauer. Als ich später nochmal rüber schaute, hatte Hauke gleich zwei Leichtfiguren mehr. Sein Gegner hat zum Schluss selber angefangen zu lachen – höchstwahrscheinlich konnte er selber nicht wirklich glauben, was er da angestellt hat.
Solche Geschenke hättest du auch gerne, oder?
Definitiv. Meine Partien dauern ja gewohnheitsgemäß immer etwas länger. In meiner gesamten schachlichen Laufbahn hatte ich bisher eine einzige Partie, wo ich recht schnell gewonnen habe. Da freut man sich zur Abwechslung auch mal über sowas. Ich glaube, jeder wäre über solche Geschenke froh, nicht nur ich.
Wo wir doch gerade schon bei dir sind, können wir uns ja kurz deiner Partie zuwenden. Diese war zum Ende hin etwas actionreich. Kannst du uns kurz näher etwas dazu sagen?
Nun, ich dachte an einer Stelle, dass ich wohlmöglich einen Turm verlieren würde, sollte mein Angriff auf den gegnerischen König nicht in einem Matt enden. Da hatte ich mich allerdings getäuscht; zudem kam die Variante gar nicht aufs Brett, weil mein Gegenüber merkte, dass er etwas für seine Verteidigung tun musste. Am Ende waren aber Dame, Läufer und Springer zu viel für den alleinstehenden König meines Gegners.
Bei Henning ging es dagegen etwas ruhiger zu?
Ja, allerdings machte er ständig Druck. Sein Gegner hat es nur immer wieder geschafft, eine Lösung zu finden. Auf Dauer hat sich aber Hennings wertzahlmäßige Überlegenheit bemerkbar gemacht und er ging mit zwei Mehrbauern, glaube ich zumindest, in ein gewonnenes Endspiel. So genau weiß ich das schon nicht mehr…man merkt, ich werde langsam alt und vergesslich.
Nadin stand ja eigentlich auch nicht schlecht. Hätte sie nicht auch gewinnen können?
Das ist eine gute Frage. Wo ich mir ihre Stellung angesehen habe, fand ich auch, dass sie aufgrund des Raumvorteils und der aktiveren Figuren etwas besser stehen sollte. Ihr Gegner stand aber relativ kompakt und sicher. Jeder weiß, dass es da schwierig ist, irgendwo Punkte zu finden, wo man in die gegnerische Stellung eindringen kann. Vielleicht hätte sie bei gutem Spiel gewinnen können, aber ein sicherer halber Punkt ist auch immer hilfreich.
Jan-Luca hatte ja einen Bauern weniger auf dem Brett. Da ist man doch bestimmt froh, dass ein halber Zähler bei raussprang?
Sagen wir mal so: Ein Bauer ist jetzt noch nicht die Welt. Wenn man es zum Beispiel schafft, in ein einfaches Turmendspiel zu kommen, kann sich die Partei mit dem Mehrbauern nicht allzu große Hoffnung auf einen vollen Punkt machen, da dieser Endspiel-Typ sehr Remis-lastig ist. Außerdem waren noch viele Figuren auf dem Brett; da hätte noch einiges passieren können, zumal Jan-Luca zum Zeitpunkt der Remisvereinbarung gar nicht mal schlecht stand.
Mit dem Sieg gegen Eisenhüttenstadt hat sich Leegebruch trotz spielfrei in der 1. Runde direkt auf dem 2. Platz eingefunden. Wie findest du das?
In unserer Liga ist echt einiges los. In der 1. Runde haben überraschender Weise alle Favoriten gepatzt. Und alle die, die in der 1. Runde gewannen, haben nun auch eine Niederlage einstecken müssen; es ist also ein Hin und Her. Jeder weiß natürlich: Abgerechnet wird immer zum Schluss. Die momentane Tabelle (siehe unten) richtet sich zudem neben den erspielten Mannschaftspunkten nach der Anzahl der Siege bzw. Niederlagen und nicht nach den Brettpunkten bzw. der Berliner Wertung. Dementsprechend ist die Tabelle meiner Meinung nach nicht so ganz korrekt. Erst mit dem letzten Spieltag wird dies wieder seine Richtigkeit haben.
Zwischenstand nach der 2. Runde:
Platz | Mannschaft | S | R | V | Man.Pkt. | Brt.Pkt | Berl.Wrt. |
1 | ESV 1949 Eberswalde III | 2 | 0 | 0 | 4 | 12 | 56.5 |
2 | Leegebrucher Schachfreunde I | 1 | 0 | 0 | 2 | 6 | 31 |
3 | Schachclub Oranienburg III | 1 | 0 | 1 | 2 | 9.5 | 36 |
4 | SV Preußen Frankfurt II | 1 | 0 | 1 | 2 | 8.5 | 38.5 |
5 | Barnimer Schachfreunde I | 1 | 0 | 1 | 2 | 8 | 41.5 |
6 | BSG Stahl Eisenhüttenstadt I | 1 | 0 | 1 | 2 | 7.5 | 26 |
7 | Schachclub Schwedt | 1 | 0 | 1 | 2 | 7 | 33.5 |
8 | Schachclub Oberkrämer | 0 | 0 | 1 | 0 | 0.5 | 2 |
9 | SV Motor Eberswalde | 0 | 0 | 2 | 0 | 5 | 23 |
Wen siehst du denn als euren stärksten Konkurrenten an?
Oh je, das ist schwer zu sagen. Vor Beginn der Saison habe ich vor allem Oberkrämer, Oranienburg III und Motor Eberswalde als unsere stärksten Konkurrenten angesehen. Der erste Spieltag hat mich dann eines Besseren belehrt, da alle drei Mannschaften ihr Auftaktspiel verloren haben. Mittlerweile habe ich aber vor allen Mannschaften Respekt und finde, dass jede Mannschaft ein ernster Gegner für uns ist.
Wo soll denn die Reise hingehen? Gibt es so etwas wie ein Saisonziel?
Also, wir haben definitiv vor, oben mitzuspielen. Ich glaube auch, dass wir eine Menge Potenzial haben.
Eine letzte Frage hätte ich noch: Wird Leegebruch aufsteigen?
Es wäre schön, wenn ich hellsehen könnte. [grinst] Die Frage kann ich leider noch nicht beantworten; demnach würde ich vorschlagen: Warten wir ab, was die nächsten Spieltage bringen. Danach können wir gerne nochmal auf diese Frage zurückkommen.
Okay Nikolas, dann wünsche ich dir noch eine schöne Woche! Wir sehen uns dann nach eurem Spiel gegen Frankfurt/Oder II am 17. November wieder.
Danke, dass wünsche ich auch!
(Nikolas Nimptsch)