Regionalliga Nord – 7. Spieltag

Es ist definitiv eine Saison zum vergessen. Zum Glück ist sie auch bald vorbei – es sind ja nur noch drei Spieltage. Aber werfen wir noch mal einen kurzen Blick zurück: Am 19.03.2017 kam es für unsere erste Mannschaft zum ersten Teil des Lokalderbys gegen die vierte Mannschaft vom SC Oranienburg. Unsere Anreise verlief soweit ohne Probleme und war angenehm kurz, da es sich für uns nochmals um ein Auswärtsspiel handelte.

Etwas Positives gibt es anzumerken: Wir konnten wieder mit einer vollen Mannschaft aus acht Spielern antreten. 🙂 Und dazu noch keineswegs schlecht, im Gegenteil: Alle von uns hatten mindestens eine DWZ von 1500 oder mehr. Die Aussichten auf einen Mannschaftserfolg waren demnach groß wie sich auch anhand der Paarungen erkennen lässt (Hinweis: Der jeweils Erstgenannte spielte mit Weiß. Die aufgeführten DWZ-Zahlen sind zu dem Zeitpunkt des Wettkampfes auf den neusten Stand aktualisiert worden):

Brett 1: Felix Teichert (1903)                 –   Manfred Schulz (1691)

Brett 2: Karl-Heinz Kaufmann (1707)     –   Marie Antoinette Wolff (1744)

Brett 3: Dietmar Rehder (1591)            –   Ralf Sawinsky (1674)

Brett 4: Benjamin Matthes (1609)          –   Christopher Luthardt (1546)

Brett 5: Nikolas Nimptsch (1523)         –   Marco Barchfeld (1324)

Brett 6: Aaron Matthes (1378)                 –   Sven Huhndt (1500)

Brett 7: Justin Schröder (1611)              –   [Alexander Oelmann] (905)

Brett 8: Oliver Ullrich (1315)                    –   Annika Sauer (1509)

Diese Aussichten verbesserten sich sogar noch als Oranienburg mitteilte, dass sie mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit nicht mit acht Spielern antreten werden. Nach einer kurzfristigen Absprache untereinander kamen sie nach ein paar Überlegungen (in welche ich wohlgemerkt mit eingeweiht wurde) gemeinsam zu dem Ergebnis, das 7. Brett freizulassen. Somit wurden kurz nach 10 Uhr auch die Bretter 4 bis 7 von Oranienburg auf dem Spielberichtsbogen eingetragen.

Justin gewann nach einer halben Stunde mit 1. g4! kampflos, weshalb wir mit 1-0 ins Rennen gingen.

Des Weiteren kann ich voller Stolz verkünden, dass nun jeder unserer 19 spielberechtigten Spieler mindestens einmal diese Saison im Einsatz war! Somit habe ich mein Ziel erreicht, und das dank Annika. Auch sie hat nun ein Saisonspiel für unsere erste Mannschaft bestritten, worüber ich mich sehr gefreut habe, da sie eine super Verstärkung ist. Jetzt aber zu ihrer Partie: Ihr Gegner baute sich ungewöhnlich auf und stand etwas passiv, sodass Schwarz rasch Kompensation als Nachziehender bekam. Allerdings nutzte Annika ihre Chancen nicht, da auch sie sich ruhig aufbaute. Beide rochierten in unterschiedliche Richtungen, was gegenseitige Flügelangriffe mit sich zog. Nach einem Tempoverlust von Weiß war die Stellung ausgeglichen. Da auf beiden Seiten viele Drohungen vom jeweils anderen zu beachten waren einigte man sich vorsichtshalber auf Remis. Somit holte Annika sicher einen halben Punkt auf unser Konto und sorgte für das Bestehenbleiben unserer Führung.

Sven hat sich den Verlauf seiner Partie bestimmt ein wenig anders vorgestellt. Nach der Eröffnung sah noch alles in Ordnung aus, aber nach einem radikalen Abtausch gewann Weiß letztendlich einen Bauern. Diesen hätte Schwarz auch zurücknehmen können, allerdings würde darauf ein starker weißer Angriff folgen und dem wollte Sven aus den Weg gehen. Er versuchte, die vollständige Entwicklung von Weiß zu verhindern und ihn in seiner Mobilität einzuschränken, doch dann ging ein zweiter Bauer verloren. Kurz darauf gewann sein Gegner weiteres Material, sodass es für Sven keinen Sinn mehr machte weiterzuspielen und er an dieser Stelle aufgab.

Damit glich Oranienburg aus: Es stand 1 ½ – 1 ½.

Eine Stunde später – gegen 13 Uhr – endete dann die nächste Partie. Es war überraschender Weise die von Nikolas. Sonst wird er meist als einer der letzten fertig, doch an diesem Tag war dem nicht so. Seinen Gegner hatte er vor mehr als drei Jahren schon einmal vor der Nase gehabt. Damals endete die Partie Remis. Doch anhand der Wertzahl besaß Nikolas dieses Mal ganz klar die Favoritenrolle, die er gerecht werden musste. Ein kleiner Tipp an alle: Unterschätzt niemals eure Gegner, auch wenn sie weniger DWZ besitzen. Diese sagt oftmals ziemlich wenig über die wahre Stärke eines Spielers aus. Zurück zur Partie: Schon nach der Eröffnung zeigte sich, dass sein Gegner trotz längerer Überlegung keine guten Ideen hatte. Relativ früh verlor Schwarz dann nach einem Abzug den ersten Bauern. Zurück blieb ein isolierter d-Bauer, welcher nach der Besetzung des Schlüsselfelds c7 mit einem Turm im späteren Verlauf zur Zielscheibe wurde. Da die schwarzen Figuren passiv standen und die weißen Figuren hingegen sehr aktiv, konnte ein zweiter Bauernverlust nicht mehr verhindert werden. Aus diesem Grund sah Schwarz an dieser Stelle die Niederlage ein und reichte die Hand. Die ursprüngliche Führung war wiederhergestellt!

Felix eröffnete mit 1. e4 und Schwarz wollte die Pirc-Verteidigung spielen. Das ging während der Saison gegen Neuruppin II schon einmal gut für Felix aus, also probierte er eine ähnliche Variante erneut zu spielen. Schwarz vergaß jedoch die Theorie im 6. Zug und nach einer Unachtsamkeit gewann Felix mit einer kleinen Kombination zwischen Zug 7 und 9 einen Bauern. Das sah schon mal sehr gut aus. Felix war jedoch auch bewusst, dass der Bauer nicht komplett gratis war. Üblicherweise erhält man Kompensation durch Spiel für solch ein Bauernopfer – und Schwarz bekam dieses auch. An der einen Stelle hatte Schwarz so viel Spiel, dass es wieder ausgeglichen bzw. mit ein paar exakten Zügen seitens Schwarz sogar besser für ihn gewesen wäre. So war es kein Wunder, dass Felix ein Remis-Angebot erhielt. Die Einschätzung der Stellung war Felix auch bewusst, aber da er noch ein paar Tricks gesehen hatte, unter anderem jeweils einen Damenfang in mehreren Variationen, spielte er weiter. Zurecht, die einzige vorteilbringende Variante sah Schwarz zum Glück nicht und so war die Stellung im nächsten Zug wieder ausgeglichen, noch ein Zug später wieder sehr vorteilhaft für Felix. Nach vier weiteren exakten Zügen seitens Felix hatte er so viel Vorteil, dass schwarz im 22. Zug aufgab, weil weiterer Materialgewinn für Felix nicht mehr abzuwenden war. Eine spannende Partie und saubere Leistung! 🙂

Zwischenstand: 3 ½ – 1 ½ für uns!!! Die Freude war dementsprechend riesig groß, zumal wir in dieser Saison bisher noch nie so nah am Mannschaftserfolg dran waren, und dazu noch mit einem Zwei-Punkte-Vorsprung! Was sich jedoch danach ereignete, lässt sich nicht mehr in Worte fassen…

Bei Dietmar zeichnete sich eine ausgeglichene Entwicklung ab. Im 13. Zug griff Schwarz mit Tb8 den weißen Bauern auf b2 an. Dietmar verteidigte dies mit 14. Tb2, was sich jedoch im weiteren Verlauf als ungünstig herausstellte. Nach Abtausch einiger Figuren verblieb Schwarz mit einem Mehrbauern. Es war eine sehr offene Stellung, in welcher beide das Läuferpaar sowie einen Turm besaßen. Doch Weiß hatte Schwierigkeiten, den Druck der gut positionierten Figuren von seinem erfahrenen Gegner standzuhalten. Ein weiterer Bauer ging von Weiß verloren. Dietmar erkannte hier, dass die Lage aussichtslos ist und resignierte.

Marie hatte einen harten Gegner vor sich zu sitzen, da er sehr theoriestark ist und ein ungeheures Eröffnungswissen besitzt. Hier musste sich Marie warm anziehen, um nicht schon frühzeitig in Nachteil zu geraten. Aber sie meisterte die Situation und stand nach der Eröffnung sehr gut. Als wir in Führung waren bot ihr Gegner sogar im Mittelspiel Remis, welches Marie allerdings nicht annahm. Sie wollte unbedingt gewinnen und versuchte dies mit Gewalt zu erreichen, was aber dann leider danebenging. Ein gegnerischer Freibauer besiegelte im Endspiel ihre Niederlage…

Nun lag alles an Christopher. Sein Gegner machte in der Eröffnung einen Fehler, den Christopher hätte ausnutzen können. Das tat er aber nicht, obwohl es seine Eröffnung war, in der er sich recht gut auskennt. Christopher gab schon frühzeitig einen Bauern und erhoffte sich dadurch Spiel. Weiß kam aber insgesamt gut weg. Im Mittelspiel ging ein zweiter schwarzer Bauer flöten. Mit einem Gegenspiel versuchte Christopher, doch nochmal gefährlich zu werden und in die gegnerische Stellung einzudringen. Weiß stand allerdings zu dem Zeitpunkt besser und machte konsequent sichere Züge, um den Vorteil in einen Sieg zu verwandeln. Christopher bemühte sich, konnte aber am Ende leider nichts mehr für uns reißen.

Kaum zu glauben, dass aus einer 3 ½ – 1 ½ -Führung doch noch eine 3 ½ – 4 ½ -Niederlage geworden ist. 🙁 Es ist nun schon das zweite Mal in dieser Saison, dass unsere Gegner in Unterbesetzung angetreten sind und dennoch gegen uns gewonnen haben. Etwas deprimierend ist das schon, zumal wir uns gerade an diesem Spieltag wegen unserer guten Aufstellung mehr ausgerechnet hatten. Das Glück scheint einfach nicht mehr auf unserer Seite zu sein.

Mittlerweile ist es für mich auch Gang und Gäbe geworden nach jedem Spieltag zu hoffen, dass unsere Schachfreunde aus Zehdenick auch verloren haben. Bisher hat das Beten immer funktioniert. 😉 Allerdings folgt nun am nächsten Spieltag der Moment der Wahrheit, da wir an diesem gegen Zehdenick zu spielen haben. Dort müssen wir nun endlich gewinnen, sonst finden wir uns wirklich noch am Tabellenende wieder. Und soweit müssen wir es nicht kommen lassen. Ehrlich gesagt haben wir das auch nicht verdient, da wir den einen oder anderen Spieltag unglücklich verloren haben.

Allen angetretenen Spielern nochmal vielen Dank für die Unterstützung!

Nikolas Nimptsch

Spaß am Schach in Leegebruch

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