RL Nord 7. Runde

Am 3. Sonntag im Februar war es wieder soweit, wir hatten ein Heimspiel in der RL Nord gegen Rüdersdorf II. Erstaunlicherweise waren unsere Gegner relativ früh da, sie hatten sich also genug Puffer bei dem langen Fahrtweg gelassen. Sie traten mit sehr vielen Jugendspielern an, wovon wir uns allerdings nicht einschüchtern ließen. Im folgenden sind einige Aussagen bitte mit Humor zu nehmen, denn trockene Berichte lesen sich nicht so gut 😉 

Wir traten mit Christopher, Nikolas, Sven, Dietmar, Annika, Marie, Jessica und mir (Felix) an.

So schaffte es Marie an Brett 3 (erstaunlicherweise) mal wieder, ihren Gegner 1-zügig matt zu setzen, der schließlich auch eine 1591 DWZ hatte, irgendwann werden wir schon das Geheimnis lüften Marie, wie macht sie das bloß immer wieder? 😉 … Sie spielten die scharfe Drachenvariante im Sizilianer, Marie hatte schwarz. Sie verlor leider einen Bauern durch die gute Bauernstruktur von weiß, doch solch ein Bauer ist manchmal nicht so schlimm. Sie baute immer mehr Druck (auch psychischen) auf ihren Gegner auf und öffnete schließlich seinen König, der schnell unsicher im Zentrum auf e2 war. So setzte sie ihn ein paar mal in Schach und drohte irgendwann den Bauern zurückzugewinnen. Und plötzlich war ihr Turm auf der Grundlinie von ihm und dann gelang auch noch, natürlich rein zufällig, Maries Dame auf a1. Warum? – Na sie steht da 1 A dachte sie sich bestimmt, aber hmmm, was macht die da eigentlich?! – will die etwa fremdgehen? 😀 Der weiße König muss sich ziemlich verarscht vorgekommen sein, als plötzlich die weiße Dame einen Bauern auf a5 wichtiger fand, als ihren armen Mann. So gelang Maries Dame auf d1 – Schachmatt!! Eine schöne Partie, die nur etwa 1:20h und 35 Züge dauerte.

Als nächstes beendete ich (Felix) meine Partie. Ich hatte mich eigentlich auf einen anderen Spieler vorbereitet und war doch ein bisschen überrascht, als plötzlich Moritz Petersen vor mir saß. Mit schwarz spielte ich Damenindisch, um ihn vielleicht aus seinen Reserven zu locken. Die Eröffnung war dennoch ein bisschen spezial, aber nicht schlecht. So gelang es mir schließlich die Stellung komplett auszugleichen mit schwarz (was ja immer erst einmal ein Ziel ist). Dann spielte ich ein wenig positionell, doch das war ein wenig zu langsam. Ich hatte erwartet, dass er das Zentrum schließt, aber er hat es dynamisch gehalten, was die richtige Entscheidung war. Kein Problem, die Stellung war immer noch komplett ausgeglichen. Dennoch war ich dann ein wenig überrascht von seinen Planfähigkeiten, die viele Spieler nicht haben. Ich machte Druck aufs Zentrum, er auf meinen Königsflügel. Theoretisch ist es besser im Zentrum zu spielen, doch hier führte ich leider meinen Plan in der falschen Zugfolge aus. So konnte er einen starken Zug spielen, der einzige, der für weiß gewinnt. Das Problem war, dass das ein stiller Zug war und man musste genau kalkulieren, denn dieser Zug lief in eine Bauerngabel auf Turm und Dame. Hätte ich jedoch den Turm gewinnen wollen, wäre ich ein paar Züge später matt gegangen. Daraufhin spielte er wieder den einzigen Gewinnzug, ein Qualitätsopfer auf f6 und da war es im Grunde schon gelaufen. Er fand dann wieder die einzigen Züge mit einem Bauernopfer, um seinen Läufer ins Spiel zu bringen. Ein paar Züge später gewann er das Material zurück und hätte mich dann noch ein paar Züge später matt setzen können, das wollte ich nun wirklich nicht mehr sehen. Weil ich als einziger nichts für die Mannschaft getan habe ^^, darf ich mich nun mit diesen Bericht entschuldigen 😉

Es stand also 1:1 und das blieb auch eine Weile so. Unser Sven spielte an Brett 6 e4 und seine Gegnerin spielte die scharfe Aljechin-Variante. Sie spielten die Eröffnung relativ normal mit d4, c4 exd6 von weiß usw. Sven machte sich eine Bauerndiagonale auf dem Damenflügel (a2,b3,c4,d5) und schwarz bekam Schwierigkeiten bei der Entwicklung. Nach ein paar Abtäuschen verpasste Sven ihr einen Doppelbauern auf der e-Linie. Er hatte die Initiative doch übersah, dass sein b-Bauer hing. Dadurch kam sie zum Gegenangriff, den er gerade noch so abwehren konnte. Doch Sven spielte trickreich, um das Spiel vielleicht noch zu kippen bei weniger Material. Und so geschah es, er zog seinen c- und d-Bauern und brachte dadurch seinen Läufer auf a2 in Spiel, der schon ihren König anblinzelte. Dadurch entstand schließlich nach einem Großabtausch auf d6 und einem falschen Königszug von ihr ein ziemlich gemeines Abzugsschach, wonach sie sofort aufgab, da sie matt gegangen wäre. Stark gekämpft Sven und mit diesem Kampfgeist machten wir weiter.

An Brett 8 hatte Christopher mit weiß eine gute Stellung nach der Vorstoßvariante im Französischen erzielt. Nach einem langen Kampf am Damenflügel gewann er schließlich auch die Kontrolle im Zentrum im 22. Zug. Nachdem er ziemlichen Druck aufgebaut hatte, übersah sein Gegner eine Springergabel mit Qualitäts- bzw. Figurengewinn. Christopher gewann schließlich mittelbar durch starke taktische Züge sogar einen ganzen Turm nach dieser Gabel, da so einiges schief gelaufen ist in der schwarzen Stellung. Doch schwarz kämpfte noch weiter und drohte einige Male den weißen König doch noch zu Fall zu bringen. Doch Christopher parierte die Drohungen gekonnt und gewann dann schließlich noch einen Läufer. Nun hatte sein Gegner auch keine Lust mehr weiter zu spielen und gab auf.

Es sah gut für uns aus und es waren aber noch 4 Spiele nicht entschieden. Nikolas bevorzugte wie ich auch die Damenindische Verteidigung, doch im Gegensatz zu mir, schaffte er es, weiß einen Isolani auf der d-Linie zu verpassen. Doch erfahrungsgemäß sind solche Stellungen immer zweischneidig, derjenige mit dem Isolani kann häufig seine Figuren besser stellen und sich auch leichter entwickeln. Nur nach ein paar Figurenabtäuschen wird so ein Isolani häufig erst zum Problem. So stand Nikolas ein wenig beklemmend und sein Springer auf d7 hatte nicht wirklich gute Felder. Doch er konnte sich mit Mühe befreien und sogar den Isolani von weiß blockieren, plötzlich stand sein Springer auf d5 gar nicht so schlecht. Doch all dies kostete ihn viel Kraft und er gelang in Zeitnot (15 Züge in 15min) gegen seinen erfahrenen Gegner. Dadurch verlor er leider einen Bauern auf g7, doch er schaffte die Zeitkontrolle. Plötzlich übersah sein Gegner eine Springergabel und musste sich daraufhin zurückziehen. Nun musste sich sein Gegner ungewollt verteidigen und er bot Remis. Dieses nahm Nikolas ohne lange zu überlegen an, da Dietmar und Jessica ziemlich gut standen. Glückwunsch an Nikolas für diese starke Leistung.

Unsere Annika wusste nicht so recht, was sie mit weiß an Brett 4 spielt, aber egal, das wissen viele nicht. Sind ja auch immer zwei an der Eröffnung beteiligt. Wenn ich mich recht erinnere sah es ein wenig nach Grünfeld-Indisch aus, aber eigentlich sind „Namen Schall und Rauch“ (Zitat von „Hans Wurst“) – Hauptsache das Ergebnis am Ende stimmt 😉 So kam die Anni’sche Variante – ein Spezialdamenbauernspiel aufs Brett, worauf ihr Gegner ziemlich sauer wurde. Er griff im Zentrum an, wollte ihre Eröffnung unbedingt widerlegen. Doch zu viel des Angriffs ist auch nicht gut, Annika ist eine universelle Spielerin und kann sich auch verteidigen. Ein paar kleine Pläne hatten schwarz ganz schön geärgert, doch letztendlich hatte ihr Gegner doch das Läuferpaar gewonnen, Annika hatte Läufer + Springer. Daraufhin machte er ein bisschen Druck am Königsflügel, doch Annika ließ sich nicht einschüchtern. Schließlich kam es zu Gunsten der Mannschaft zu dreifacher Stellungswiederholung, das heißt im Klartext Remis. Zitat: „Er hatte keine Ideen mehr & ich sowieso nicht“. Gut, dass den beiden die Ideen ausgegangen sind. Das war aber ein klein wenig gelogen, denn Annika hatte sehr wohl die Idee, dass das für die Mannschaft gut ist. Sie ist eben eine wahre Teamplayerin.

Nun war das Unentschieden schon einmal sicher. Doch wer begnügt sich schon mit einem Unentschieden! Das ist ja so, als hätte man gleich am Anfang alle Partien Remis gegeben…

So führte Jessica an Brett 2 den Mannschaftssieg mit einem Remis gegen Robert Richter herbei. Sie kam gut ins Spiel, es wurde eine Art Königsindisch gespielt, wenn ich mich richtig erinnere. Schnell hatte sie ihren Plan erfolgreich in die Tat umgesetzt. Der ganze Damenflügel war offen und sie hatte mächtigen Druck auf die schwarze Stellung ausgebübt. Mich wunderte es ein bisschen, dass schwarz kein Gegenspiel am Königsflügel probiert hatte. Nun fehlten ihr unglücklicherweise nur noch die Nerven, den Sack richtig zu zumachen. Robert muss richtig gelitten haben, ich denke er hätte am liebsten 3 Züge auf einmal gemacht und ein paar von Jessis Figuren aus der Mannschaftskasse abgekauft. Doch er kam mit einem Schrecken davon und nach ein paar unglücklichen Abtäuschen einigten sich die Beiden auf Remis – der Mannschaftssieg war da!

Bei Dietmar an Brett 5 sah es sowieso die meiste Zeit über gut aus. Er hatte ein junges Nachwuchstalent als Gegner, doch Dietmar nimmt keine Rücksicht. Richtig so! – geht ja schließlich um die Mannschaft. Er spielte mit schwarz einen Sizi mit 2. …Sc6 und entwickelte sich klassisch (e4 c5 Sf3 Sc6 Sc3 d6 d4 cxd4 Sxd4 Sf6 Le3). Dennoch wollte er mal schauen, ob sein Gegner die Bedeutung der Läufer kennt und griff mit 6. …Sg4 den schwarzfeldrigen Läufer auf e3 an. Die richtige Reaktion ist hier eigentlich Lb5 (Gegenangriff) mit einer ziemlich interessanten Struktur nach Sxe3 fxe3 oder Lg5 h6 Lh4 usw., doch weiß spielte Dd2 und nach Sxe3  sieht’s gut für schwarz aus. So hatte Dietmar sich schon einen kleinen positionellen Vorteil erarbeitet. Später gewann er noch einen Bauern und übte ziemlichen Druck auf die weiße Stellung aus. Letztendlich ging er in ein Endspiel mit einem Bauern mehr + Läufer gegen Springer (Bauern auf beiden Flügeln). Der Kleine spielte jedoch trickreich und rettete sich ins Remis, Dietmar ist trotzdem zufrieden, denn sein Gegner macht ziemlich große Fortschritte und ist ein wirkliches Nachwuchstalent.
Zudem haben sich alle über den 5:3 Sieg gegen Rüdersdorf II gefreut – ich finde wir sind ein tolles Team. Nun sind noch zwei Runden offen und wir stehen im Mittelfeld auf Platz 6 mit guten Aussichten. 🙂

Felix Teichert

Spaß am Schach in Leegebruch

Spaß am Schach in Leegebruch