Regionalliga Nord 17/18 – 6. Spieltag

„Spannend bis zur letzten Sekunde“

Um nicht gleich alles vorneweg zu nehmen: Das Lokalderby am 11.02.2018 gegen den SC Oberkrämer hatte es in sich. Freude und Hoffnung sowie niedergeschlagene Stimmung lagen enger beieinander als sonst. Betrachtet man jedoch die Begegnungen, so könnte man meinen, dass wir leicht favorisiert ins Rennen gingen:

Brett 1: Rainer Hoffmann (1848)            –    Henning Alf (1752)

Brett 2: Justin Schröder (1612)              –    Peter Krüger (1703)

Brett 3: Manfred Kopiske (1614)             –    Frank Wessel (1595)

Brett 4: Christopher Luthardt (1527)   –    Ralf Petrykowski (1562)

Brett 5: Laszlo Nyikos (1510)                    –    Nikolas Nimptsch (1624)

Brett 6: Frank König (1510)                     –    Joachim Müller-Schwartz (1246)

Brett 7: Uwe Senkbeil (1184)                   –    Sven Huhndt (1466)

Brett 8: Nadin Schiewe (1718)               –    Thomas Grunwald (931)

(Hinweis: Der jeweils Erstgenannte spielte mit Weiß. Die aufgeführten DWZ-Zahlen sind zu dem Zeitpunkt des Wettkampfes auf den neusten Stand aktualisiert worden.)

An dieser Stelle weise ich darauf hin, dass ich in diesem Bericht sowohl aus der Ich-Perspektive als auch aus der personalen Erzählperspektive berichten werde.

Zuerst endete die Partie an Brett 1. Henning kam gut aus der Eröffnung, begann aber im Mittelspiel einen Fehler, der ihm Material kostete. Er reichte seinem Gegenüber sofort die Hand.

Der Gegner von Nadin stellte im Mittelspiel eine Figur ein. Er schlug an einer Stelle nicht zurück und musste dementsprechend mit den Konsequenzen leben. Nadin war klar überlegen und brachte den vollen Punkt sicher nach Hause. Vierter Einsatz – vierter Punkt. Glückwunsch!

Die einzige Partie, die ich bei meinem Rundgang nach der Eröffnung so gar nicht einschätzen konnte, war die von Christopher. Hier konnte ein Schachfreund alles finden, was für die Eröffnung untypisch war: Schwarze Figuren in der weißen Königsstellung, weiße Figuren in der schwarzen Königsstellung, unentwickelte Figuren am Damenflügel sowie unrochierte, zum Teil schon bewegte Könige. Kurz zusammengefasst: Spaß für jeden angriffslustigen Spieler. Sehr zu unserer Freude war es am Ende Christopher, der seinen Gegner relativ früh mit einem durchschlagenden Angriff zur Aufgabe zwang!

Somit stand es 2 – 1 für uns. Und der dritte Punkt sollte schon bald folgen:

Sven war (so deutete ich das anhand seiner Mimik und Gestik) mit seiner Partie bis zum Ende des Mittelspiels nicht ganz zufrieden gewesen. Man kam hier in ein relativ ausgeglichenes Endspiel. Sven bewies aber Kampfgeist, der letztendlich auch belohnt wurde: Er drang mit seinem König in die gegnerische Stellung ein, gewann mehrere Bauern und verschaffte sich dementsprechend einen Freibauern. Den Sieg ließ er sich nicht mehr nehmen.

Justin hatte einen starken Gegner vor sich. Bei ihm sah eigentlich alles normal aus, nur an einem Punkt „verlor“ er einen Bauern, wobei er sich durch Aktivität einen späteren Rückgewinn erhoffte. Leider war dem nicht so. Sein Gegner kam ihm am Damenflügel immer näher und schon bald ging ein weiterer Bauer verloren. Schwarz holte sich mehr und mehr an Raum. Das Endspiel war wegen dem Bauernnachteil klar verloren.

Zwischenstand: 3 – 2. Es sah sehr gut für uns aus, da Frank W. zu dem Zeitpunkt eindeutig auf Gewinn stand. Die Partien von Nikolas und Frank K. liefen ebenso noch.

Bei Frank K. war eine ausgeglichene Partie zu sehen. Viel zu holen gab es bei ihm leider nicht. Als sein Gegner ein Remis-Angebot abgab habe ich dazu geraten, dieses anzunehmen. Dafür sprachen auch zwei Tatsachen: Zum einen kommen wir dank unserer Führung dem Mannschaftserfolg ein Stück näher, zum anderen war zu dem Zeitpunkt ein Springer-Läufer- Endspiel auf dem Brett, wobei Franks Gegner den schwarz-feldrigen Läufer besaß und fast alle Bauern von Frank auf schwarzen Feldern verankert gewesen waren. Unterm Strich: Für Weiß würde es unter Umständen noch etwas schwierig werden, sodass Frank das Remis-Angebot annahm.

Nikolas hatte wie Frank K. auch bis zu dem Zeitpunkt eine relativ ausgeglichene Partie gehabt. Auch er bot schon einmal Remis an, da Frank W. klar auf Gewinn stand, doch sein Gegner war sich der Lage bewusst und spielte weiter. Zugegeben: An seiner Stelle hätte ich es nicht viel anders gemacht. Nun hieß es für mich nur noch Stellung halten, nichts mehr anbrennen lassen und abwarten bis Frank W. seine Partie erfolgreich zu Ende geführt hat. Und ich wartete…und wartete…und wartete…

Am 3. Brett spielte Frank W. das, was er sonst auch immer spielt. Dabei kam er im Laufe des Mittelspiels in Vorteil: Er gewann gleich zwei wertvolle Bauern, die eigentlich schon partieentscheidend waren. Dazu noch besaß er einen Freibauern auf der a-Linie sowie eine Bauernmehrheit im Zentrum, wo er sich früher oder später auch noch einen zweiten Freibauern hätte machen können. Beide Spieler kamen in ein Turmendspiel, in welchem unser Frank ganz klar die besseren Karten hatte. Sein Gegner biss aber im wahrsten Sinne des Wortes die Zähne zusammen, kämpfte weiter und kreierte sich am Königsflügel, genauer gesagt auf der h-Linie ebenso einen Freibauern. Frank hätte grundsätzlich an einigen Stellen schon längst seinen a-Bauern Stück für Stück weiter in Richtung gegnerische Grundreihe schicken können, doch er tat es nicht. Es ging soweit, dass der weiße Freibauer auf h7 stand und die Umwandlung drohte, die Frank nur mit dem Geben seines Turms verhindern konnte. Langsam bewegte er selber seine eigenen Bauern zur weißen Grundreihe, doch jetzt war es zu spät. Weiß hatte zuerst die Dame auf dem Brett und die Partie war verloren, da er von seiner eigenen Umwandlung noch zu weit entfernt war. Und dann musste ich noch als Schiedsrichter meinen eigenen Mannschaftskameraden wegen der neuen FIDE-Regeln darauf hinweisen, dass seine Zeit abgelaufen war… Ich hoffe, dass dies so nicht mehr vorkommt, denn das war ein sehr unschönes Gefühl…

Ja, was soll ich sagen? Es stand nun auf einmal 3 ½ – 3 ½. Nun durfte ich es „ausbaden“. Mittlerweile waren 4 ½ Stunden Spielzeit vergangen und es ging allmählich ins Schnellschach über. Materialmäßig war es immer noch ausgeglichen; vielleicht gab es minimale Vorteile für mich aufgrund aktiverer Figuren. Doch vorerst sprang nichts bei raus. Dann erreichten wir die erste kritische Phase, bei der ich noch 11 Minuten Restbedenkzeit verfügte und mein Gegner knapp 6 Minuten. Wir kamen in ein Springer-Endspiel und mein Gegenüber machte einen Fehler, sodass ich mittels einer Gabel einen Bauern gewann. Nun besaß ich einen Freibauern auf der c-Linie. Ab diesem Zeitpunkt war die Stellung gewonnen. Einfacher wäre es, wenn die Springer vom Brett wären wie sich herausstellte: Wir befinden uns nun in der Blitzschach-Phase; beide Spieler hatten weniger als 5 Minuten und brauchten nicht mehr mitschreiben. Es sollte anscheinend so kommen, denn auch ich lief dann noch in eine Gabel, bei der mein Freibauer in Besitz meines Gegners überging. Jetzt war das Endspiel, bei dem wir jeweils drei Bauern auf dem Königsflügel und je einen Springer hatten, Remis. Ich besaß noch knapp 2 Minuten, mein Gegner in etwa 3. Ich gab nun nochmal ein Remis-Angebot ab, weil mir die Situation langsam zu brenzlig wurde. Mein Gegner nahm dieses auch an, da er genauso dachte. Bevor es noch auf Zeit hinausläuft ist es besser, wir einigen uns auf ein Unentschieden. Ich habe bis zum Schluss probiert noch etwas zu reißen, doch ich wollte dann nicht derjenige sein, der es am Ende eventuell sogar noch vermasselt.

In Anbetracht der Tatsache, dass Oberkrämer sehr geschwächt antrat, war ein Sieg grundsätzlich möglich und auch in greifbarer Nähe. Jedoch glaube ich ebenso, dass ein Unentschieden besser ist als zu verlieren. Eine Anmerkung noch: Es ist nun das vierte Unentschieden in Folge gegen den SC Oberkrämer. Der Titel dieses Berichts hätte demnach beispielsweise auch „Unentschieden-Serie hält an“ lauten können. Mal sehen, wie die Begegnung nächste Saison ausgehen wird.

Ich danke allen Spielern, die unseren Verein vertreten haben. Vielen Dank auch an Christopher, der Nadin abgeholt und wieder nach Hause gefahren hat! Ein weiterer Dank geht an Dieter, der sich wie immer um das Spielmaterial und auch um den Kaffee kümmerte!

Eine lange Verschnaufpause bleibt nicht, denn das zweite Lokalderby wartet bereits am 25.02.2018 auf uns, wo wir gegen eine gut besetzte dritte Mannschaft von Oranienburg antreten dürfen. Leicht wird es definitiv nicht werden.

 

Nikolas Nimptsch

Spaß am Schach in Leegebruch

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